START LEBENSLAUF  WERKE FOTOS KONTAKT


 
 
Das Verwesen als malerischer Prozess
Text von Dieter Schrage für den Katalog 1994

 
Anmerkungen zu den Bildern von Monika Häusler

Malereien mit einer forcierten Bildbotschaft oder von starker Expressivität 
bergen die Gefahr in sich, daß die geballte Botschaft die Malerei, die 

Kunst, in ein Abseits der Beachtung bzw. Betrachtung drängt. Das 

Aussagewollen springt einer Art Raubtier gleich die BetrachterInnen 

an, verschreckt die Sinne und die Kunst bleibt auf der Strecke. Zum 

Beispiel bei Francis Bacon, um einen Maßstäbe setzenden Künstler 

unserer Zeit zu nennen, ist dies häufig der Fall.

Auch bei der jungen Malerin Monika Häusler, deren Bilder thematisch 
die Bereiche des Morbiden und Exzessiven umkreisen, ist die Gefahr 

einer Dominanz der Botschaft – vor allem vom Standpunkt der BetrachterIn 

– manchmal gegeben. Und so empfiehlt es sich, ihre Malerei zunächst 

einmal als Malerei, als Umgang mit Farben und Formen, mit Raum und 

Zeit zu sehen. So ist beispielsweise der Hang der Künstlerin zum Morbiden 

– deutlich in den Bildern wie „Der Teufelsfisch“ oder „Europa künstlich“ – 

nicht einseitig Weltsicht oder persönliche Obsession, sondern stark auch 

Ergebnis eines malerischen Prozesses, eines gestalterischen Umganges 

mit Farben, bevorzugt in einer Palette zwischen Schwarz-Grau-Weiß oder 

verwandeten Tönen, manchmal kontrastiert mit grellem Rot, Gelb oder 

Grün (so zB. in dem Bild „Panther“)

Wir sollten uns also die Malerei eines Bildes wie „Landschaft“ oder „Ikarus“ 
einmal anschauen. Das Skelett und die gespenstig weißen Ackerfurchen 

in der angesprochenen „Landschaft“ sind zunächst einmal rein malerisch 

bedingt, der Untertitel, „Feld der Ehre“, weist dann aber auch auf Inhaltliches

hin. Dieses kann bei Monika Häusler trotz aller Betonung der formalen 

Qualität nie in Abrede gestellt werden. Und bei dem gestürzten und 

gestutzten „Ikarus“ geht die malerische Schwarz-Weiß-Komposition zwar 

schon ins Abstrakte, bleibt aber doch eine Bildmetapher für das gescheiterte

Himmelwärts des Menschen.

Um die formale und materielle Qualität ihrer Bilder zu stärken bzw. um 
Bildtiefe, d.h. Raum, zu erreichen, ist die Künstlerin richtigerweise dazu 

übergegangen, Materialhaftes (Seidenstickereien, Gobelingewebe u.a.) 

in ihre neuen Bilder (wie in den „Seidenvogel“ oder in die „Frühlingsraute“)

einzufügen. Und dieser experimentelle Schritt führt dann auch zu reizvollen, 

textilen Bildobjekten wie das „Goldene Vlies“.

Mit der bei vielen Bildfiguren zwischen Mensch, Vogel und Fisch, oft auch
als Zwitterwesen, zu Tage tretenden Verwesung führt die Künstlerin aber 

auch die Zeit, das Leben und das Verenden, in ihre Malerei ein. Ein Aspekt, 

der bei Monika Häuslers zwischen Eros und Thanatos angesiedelten Bildern 

besonders zu beachten ist.

Neben dem Verfallenden, Verwesenden, liebt die Künstlerin auch das Kompakte, 
vital Körperhafte, so in ihren Akten oder in dem anspielungsreichen „Pas de 

deux der Himbeerpflücker“. Bilder wie das „Pas de deux“ weisen aber auch 

auf den Hang der Künstlerin zum Szenischen, Theatralischen hin. 

Hervorhebenswerte Bilder aus diesem Bereich sind für mich unter anderem

die narrative „Hommage á Claude Simon“, das szenische „Geheimnis“ oder 

„Der Echte“. Gekonnt neben der manchmal pointierten Bildaussage ist auch 

hier die malerische Behandlung der Figuren.

Also ob morbid, kompakt oder grotesk wie der „Canossagang“, die Malerei, 
die Kunst in diesen Bildern, sollte nicht übersehen werden.


 
zum Seitenanfang  andere Texte