In
eine Fläche Schatten eingraben, Linien ziehen, eine Form finden.
Das fasziniert mich heute noch ebenso wie als Kind.
Spuren zu hinterlassen.
Ich suche in den absichtslos
gesetzten Linien, drehe das Bild, arbeite
weiter, bis sich die Thematik verdichtet. Aus Zufälligkeiten
ergeben sich Inhalte.
In vielen Schichten nutze ich immer wieder die zuvor schon entstandenen
malerischen Strukturen.
Manche Teile bleiben stehen, andere werden überarbeitet, ein
Wechselspiel
aus Zerstören und Bewahren.
In der Vielfältigkeit
meines Oeuvres scheint mir die Oberfläche der
Schwerpunkt zu sein, zum Beispiel in der Beschaffenheit der Bildobjekte:
Über Knochen und Muskeln spannt sich die Form, die Haut ist
die äußere Hülle,
die mehr zeigt als verdeckt. Die gelungene anatomische Konstruktion
menschlicher und tierischer Leiber ergibt Kraftlinien von herrlicher
Funktionalität,
eine Essenz des Körpers und der darin enthaltenen Spannungen.
Ebenso wichtig ist mir
die Struktur der eingesetzten Materialien:
Besonders in den Objekten wird die haptische und visuelle Struktur
zum
wichtigsten Bestandteil. Gerade bei den Papierarbeiten ergänzt
sich die
Oberflächentextur mit der hautigen Durchsichtigkeit der Objekte,
je nach
Lichteinfall ergeben sich andere Sichtbarkeiten.
Doch auch die Flächigkeit der Collagen ist durchzogen von Schnittlinien,
die malerischen Werke zeigen Kratz- und Pinselspuren und selbst
in den
filigraneren Zeichnungen ergibt das Überlagern der Linien Gitter
und
Überkreuzungen.
Mehr als "fertige" Bilder
interessiert mich das Arbeiten selbst, das sinnliche
Handanlegen.
Es liegt ein großer Unterschied darin, ob ich mich der Umwelt
in der direkten
Studie nähere oder anhand meiner Erinnerungen eigene Bildräume
entwerfe.
Dieser Unterschied ist vor allem gedanklicher Natur. In der Studie
gleicht die
Arbeit einem Hineinkriechen in den Gegenstand, in die Figur, die
ich mir visuell
einverleiben will. In der freien Arbeit beziehe ich mich lediglich
auf diese
Seherfahrungen, ich kann in Bildideen wühlen, ohne einer Realität
zu genügen.
Erotik ergibt sich häufig als Nebenprodukt drastischer Formsuche,
ist oft
nicht Ziel, sondern Summe des Bildes. Ähnlich verhält
es sich mit morbider
Thematik. Auf der Suche nach dem Darunter öffnen sich die Oberflächen.
Aus jeder kontinuierlichen
Arbeit erwächst manchmal die Gefahr der
Routiniertheit, das Wissen darum, was einem leicht fällt. Oft
verfluche ich
diese ärgerlichen Bedachtsamkeiten dem fast fertigen Bild gegenüber,
dieses Zaudern, den Rückzug auf allzu Bekanntes.
Doch durch friedliches Gepinsel ausreichend wütend geworden,
ist der
Sprung über die berechenbare Grenze leichter.
In Sternstunden vermag
ich mich selbst zu überraschen.
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